
Brachytherapie
Die Brachytherapie ist eine lokale Bestrahlung von Lungentumoren (Bronchialkarzinom) und Lungenmetastasen.
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Brachytherapie (hier: Hochdosis-Brachytherapie / HDRBT)
Das Verfahren ist vor circa 10 Jahren an der Charité entwickelt worden – auf der Basis einer bereits in den 1980er Jahren angewandten intraoperativen Bestrahlungstechnik. Sie zeigt gegenüber den herkömmlichen Bestrahlungstechniken hinsichtlich Genauigkeit und Wirktiefe (Invasivität) wesentliche Vorteile.
Wie wirkt die Brachytherapie?
Die Brachytherapie ist eine Strahlentherapie von innen. Eine Festkörper-Strahlenquelle (Iridium-192) wird – gesteuert per Computertomographie – in den Tumor eingebracht. Sie bestrahlt das umgebende Tumorgewebe mit Gammastrahlen und zerstört es (Abbildung 1). Dabei können sehr hohe Strahlendosen im Tumorinneren erreicht werden, das umgebende Lungengewebe und andere Organe werden weitestmöglich geschützt.
Welche Ziele hat die Brachytherapie?
Mit der Brachytherapie will der Arzt den Tumor inaktivieren und damit das Risiko einer weiteren Streuung bzw. des Fortschreitens der Erkrankung verringern.
Welchen Patienten raten wir zur Brachytherapie?
An unserer Klinik wird die CT-HDRBT routinemäßig für die minimal-invasive Behandlung von nicht operablen primären Lungentumoren oder -metastasen eingesetzt.
Außerdem ist diese Therapie dann von Vorteil, wenn eine thermische Verödung ("Ablation", zum Beispiel durch RFA) weniger wirksam oder nicht angezeigt ist, weil zum Beispiel die Tumoren bereits größer sind (größer 3 mm Durchmesser), der Tumor zu nahe an den großen Blutgefäßen liegt oder der Tumor zu stark durchblutet ist, so dass in der Nähe befindliche Tumorzellen wegen des Wärmeabtransportes unter Umständen hierdurch nicht ausreichend zerstört würden.
Wie läuft die Brachytherapie ab?

Vorher
Für die Brachytherapie sind eine genaue Indikationsstellung und sorgfältige Vorbereitung erforderlich.
Zur Vorbereitung des Eingriffs werten wir die Krankengeschichte sowie die vorhandenen Diagnoseergebnisse aus, wie Schnittbilder einer Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT) und, falls vorhanden, PET-CT-Untersuchung (Positronenemissions-Computertomographie). Hierzu bitten wir um Übersendung der ausführlichen Krankengeschichte mit Auflistung der bereits durchgeführten Therapien und des Krankheitsverlaufes sowie möglichst aktueller Diagnosebilder.
Anhand der eingesandten Unterlagen können wir überprüfen, ob die wichtigsten Voraussetzungen für eine Brachytherapie erfüllt werden. Falls dies der Fall ist, werden die Patienten zur weiteren Besprechung und Vorbereitung in unsere Ambulanz für minimal-invasive Tumortherapie eingeladen. Sie können hierzu einen Termin unter der Telefonnummer 030 / 450 557 309 vereinbaren.
Während
Für die Therapie nehmen wir Patienten für circa drei bis vier Tage auf unserer Station auf.
Auf eine Vollnarkose verzichten wir in aller Regel. Nach unserer Erfahrung wird die Brachytherapie der Lunge von den meisten Patienten sehr gut unter lokaler Betäubung und einem starken Schmerzmittel vertragen.
Zunächst bringen wir ein oder mehrere spezielle Katheter unter computertomographischer Kontrolle direkt in den Tumor ein. Liegt der Katheter, erfolgt anschließend eine Computertomographie der Leber. Sie liefert genaue Details für die Planung der eigentlichen Bestrahlung.
Um bestrahlungsbedingte Komplikationen, wie Geschwüre der Haut oder eine Speiseröhrenschleimhautentzündung, zu vermeiden, werden strahlensensible Strukturen (zum Beispiel Ösophagus und Rückenmark) während der Planung der Therapie berücksichtigt und bei der Bestrahlung geschont.
Nach der Therapie werden die Katheter wieder entfernt und der Stichkanal wird mittels eines speziellen Gewebeklebers verschlossen.
Die Gesamtdauer des Eingriffs beläuft sich auf zwei bis drei Stunden, die eigentliche Bestrahlung dauert je nach Tumorgröße 10 bis 50 Minuten.
Nachher
Nach sechs bis acht Wochen und anschließend alle drei Monate empfehlen wir eine Computertomographie (CT) der Lunge mit Kontrastmittel, um das Bestrahlungsergebnis zu überprüfen und neue Lungentumoren auszuschließen.
Diese CT können Sie ambulant in unserer Klinik oder auch auswärts anfertigen lassen. Sollte die CT-Untersuchung auswärts erfolgen, so bitten wir um Zusendung der Bilddaten als CD-ROM.
In der Regel reicht eine einmalige Therapie zur Behandlung des Tumors aus. Nur in einzelnen Fällen, zum Beispiel bei sehr großen Tumoren oder vielen Tumorknoten, muss das Verfahren mehrfach durchgeführt werden. Sollten sich im weiteren Verlauf der Erkrankung erneut Lungentumoren zeigen, so kann das Verfahren problemlos wiederholt werden.
Mit welchen Komplikationen muss der Patient rechnen?
Das gesamte Verfahren kommt ohne größere Hautschnitte aus. Dennoch können Komplikationen im Zusammenhang mit der perkutanen Katheterpositionierung auftreten. Verletzungen umliegender Organe werden dank der Steuerung über CT in der Regel vermieden.
Wenn sehr große Tumorvolumina bestrahlt werden, kann es durch den Tumorzerfall und dadurch bedingte körpereigene Reaktionen nach dem Eingriff zu Fieber, Schüttelfrost und Übelkeit kommen. Die Symptome halten nur wenige Stunden an und können meist mittels medikamentöser Behandlung gemildert werden.
Eine typische Komplikation der Behandlung der Lunge ist das Auftreten eines Pneumothorax (Ansammlung von Luft zwischen Lunge und Brustwand). Dieser kann aber sehr gut durch Legen einer Saugdrainage (Bülau-Drainage) behandelt werden.
Fallbeispiel

Abbildung 2: Behandlung einer nicht operablen Lungenmetastase mittels CT-HDRBT. Die erste Abbildung zeigt den Ausgangsbefund der Lunge mit Nachweis einer über 4 cm großen Metastase im rechten Lungenflügel (a). 3D-Planung der Tumorbestrahlung nach Platzierung eines Katheters unter computertomographischer Sicht (b). Nach Therapie mittels CT-HDRBT zeigt sich in der CT zunächst eine deutliche Größenabnahme der Metastase (c). Sieben Monate später zeigt die CT ein erneutes Tumorwachstum (Tumorrezidiv) im behandelten Areal (d). Das Rezidiv konnte durch erneute CT-HDRBT (e) erfolgreich behandelt werden (f). (Modifiziert aus Collettini et al. (1))
Literatur
- Collettini F, Schnapauff D, Poellinger A, Denecke T, Banzer J, Golenia MJ, Wust P, Gebauer B. Perkutane CT-gesteuerte Hochdosis-Brachytherapie (CT-HDRBT) von primären und metastatischen Lungentumoren in nicht chirurgischen Kandidaten; Fortschr Röntgenstr 2012; 184(4): 316-323, DOI: 10.1055/s-0031-1299101.
- Ricke J, Wust P, Hengst S, Wieners G, Pech M, Herzog H, Felix R. CT-guided interstitial brachytherapy of lung malignancies. Technique and first results. Radiologe. 2004 Jul;44(7):684-6.
- Ricke J, Wust P, Wieners G, Hengst S, Pech M, Lopez Hänninen E, Felix R. CT-guided interstitial single-fraction brachytherapy of lung tumors: phase I results of a novel technique. Chest. 2005 Jun;127(6):2237-42.
- Peters N, Wieners G, Pech M, Hengst S, Rühl R, Streitparth F, Lopez Hänninen E, Felix R, Wust P, Ricke J. CT-guided interstitial brachytherapy of primary and secondary lung malignancies: results of a prospective phase II trial. Strahlenther Onkol. 2008 Jun;184(6):296-301.