
Radiofrequenzablation (RFA)
1995 wurde an der amerikanischen Harvard University die Radiofrequenzablation (RFA) bei Patienten mit inoperablen Lungentumoren zum ersten Mal durchgeführt.
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Radiofrequenzablation zur Behandlung von Lungentumoren
Eine große Anzahl an Studien konnte in den vergangenen Jahren die Sicherheit und Effizienz dieser Technik wissenschaftlich beweisen, so dass die RFA heute als alternative Therapie zur Behandlung von chirurgisch nicht resezierbaren primären und sekundären Lungentumoren gilt.
Wie wirkt die RFA?
Die Tumorzellen werden durch Hitze zerstört.
Welche Ziele hat die RFA?
Die minimal-invasive RFA soll eine Operation, eine Chemotherapie oder eine Bestrahlung ersetzen, wenn das Risiko wegen Begleiterkrankungen oder bei einer eingeschränkten Lungenfunktion zu hoch ist.
Welchen Patienten raten wir zur RFA?
Die RFA ist für Patientinnen und Patienten geeignet,
- deren Tumoren eine Größe von 3 Zentimeter im Durchmesser nicht überschreiten (in Einzelfällen maximal 5 Zentimeter).
- deren Tumoren sich nicht in der Nähe des Eintrittsbereichs von Blutgefäßen in die Lunge (Lungenhilus) befinden
- deren Tumoren nicht unmittelbar an größere Blutgefäße angrenzen (da wegen des Wärmeabtransports die erforderliche Temperatur nicht gehalten werden kann)
- deren Tumoren nicht in der Nähe zu thermosensiblen Strukturen (zum Beispiel Bronchien und Luftröhre) liegen.
Wie läuft die RFA ab?

Radiofrequenzablation (RFA): Über die Einleitung eines hochfrequenten Wechselstroms (400 – 500 Kilohertz) kommt es nahe des in den Tumor eingebrachten Applikators zu einer sehr schnellen Bewegung der geladenen Teilchen. Diese Bewegung der Teilchen führt zu einer Erhitzung des umgebenden Gewebes und somit zum Tumorzelluntergang.
Vorher
Für die RFA sind eine genaue Indikationsstellung und sorgfältige Vorbereitung erforderlich.
Zur Vorbereitung des Eingriffs werten wir die Krankengeschichte sowie die vorhandenen Diagnoseergebnisse aus, wie Schnittbilder einer Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT) und, falls vorhanden, PET-CT-Untersuchung (Positronenemissions-Computertomographie). Hierzu bitten wir um Übersendung der ausführlichen Krankengeschichte mit Auflistung der bereits durchgeführten Therapien und des Krankheitsverlaufes sowie möglichst aktueller Diagnosebilder.
Anhand der eingesandten Unterlagen können wir überprüfen, ob die wichtigsten Voraussetzungen für eine RFA erfüllt werden. Falls dies der Fall ist, werden die Patienten zur weiteren Besprechung und Vorbereitung in unsere Ambulanz für minimal-invasive Tumortherapie eingeladen.
Während
Der Eingriff wird von den meisten Patienten sehr gut unter lokaler Betäubung und einem starken Schmerzmittel vertragen, so dass meistens auf eine Vollnarkose verzichtet werden kann.
Bei der RFA wird eine circa 3 mm starke Nadelelektrode durch die Haut unter computertomographischer Steuerung ins Tumorinnere eingebracht. Die Aktivierung der Nadelelektrode bewirkt im Zielorgan eine Erhitzung (bis circa 100 Grad Celsius) des Tumorareals. Dadurch stirbt der Tumor ab (Koagulationsnekrose) (Abbildung 1). Die Ablation dauert etwa 15 bis 30 Minuten.
Danach wird die Nadelelektrode wieder entfernt und der Stichkanal mittels eines speziellen Gewebeklebers verschlossen.
Nachher
In der Regel reicht bei kleinen Tumoren eine einmalige RFA-Behandlung aus; größere Tumoren (größer 5 cm) werden an unserer Klinik nicht mittels RFA behandelt. Hier steht uns die Brachytherapie als Alternative zur Verfügung. Sollten sich im weiteren Verlauf der Erkrankung neue Lungentumore zeigen, so kann das Verfahren ggf. wiederholt werden.
Mit welchen Komplikationen muss der Patient rechnen?
Die behandlungsbedingte Komplikationsrate der RFA ist sehr gering.
Potentielle Komplikationen bestehen im Zusammenhang mit der perkutanen Positionierung der RFA-Sonde.
Die häufigste Komplikation ist das Eintreten von Luft in den Pleuraspalt mit nachfolgendem Pneumothorax. Dieser Pneumothorax ist allerdings mittels einer perkutan eingebrachten Drainage und dem Absaugen der Luft zu therapieren (Bülau-Drainage). Die Drainage verbleibt für einige Tage und kann dann wieder entfernt werden.
Durch die Punktion der Lunge kann es auch für kurze Zeit zu Blutspucken (Hämoptysen) kommen. In der Regel kann durch die CT-gesteuerte Sondenplatzierung und die CT-Kontrolle während der Ablation vermieden werden, dass umliegende Organe wie Bronchien, Luftröhre, Herz, Leber, Zwerchfell, Nerven oder Speiseröhre verletzt oder thermisch geschädigt werden.
Zusätzlich können Infektionen mit Abszessen oder Blutungen auftreten.
Fallbeispiel

Abbildung 2: Das Beispiel illustriert die Behandlung einer isolierten Lungenmetastase mittels RFA. Die vor der Behandlung durchgeführte CT-Untersuchung (linkes Bild) zeigt eine einzelne Lungenmetastase (Pfeil). Zur Behandlung wird die RFA-Sonde unter CT-fluoroskopischer Sicht in die Metastase vorgeschoben (mittleres Bild). Sobald die Sonde korrekt platziert ist, erfolgt die Ablation der Metastase. Zwei Jahre nach der RFA-Behandlung zeigt die CT-Untersuchung (rechtes Bild) eine narbige Veränderung des Lungengewebes an der Ablationsstelle.
Literatur
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